Haarwuchsmittel & Impotenz | Finasterid, Regaine, Minoxidil [2024]

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Medizinisch geprüft von Dr. med. Alexander Weisz
Zuletzt aktualisiert: 14. April 2023

Bereits 30% der Männer mit 30 leiden an Haarausfall und greifen deshalb zu Haarwuchsmitteln. Nun zeigen Studien, dass einige Mittel dauerhaft impotent machen können. Aber stimmt das wirklich?

Machen Haarwuchsmittel impotent?

Stand aktueller Forschung ist die Wahrscheinlichkeit einer Impotenz bei der Einnahme von Finasterid (“Propecia”) um ein 5-faches erhöht.

Die Verwendung von Minoxidil (“Regaine”) steht bisher lediglich unter Verdacht Erektionsstörungen auslösen zu können.

Okay, so viel zur kurzen Antwort. Lass uns nun die einzelnen Stoffe genauer unter die Lupe nehmen und zudem die Frage klären, ob Potenzprobleme durch diese Stoffe heilbar sind.

Los geht’s!

Finasterid & Impotenz

Finasterid ist das häufigste Mittel, das gegen erblich bedingten Haarausfall empfohlen wird. Es wird unter dem Handelsnamen “Propecia” verkauft und ist verschreibungspflichtig.

Sowohl Finasterid als auch Dutasterid gehören zu der Gruppe der 5α-Reduktasehemmern. Ein entsprechendes Rezept kann hierfür nur der Arzt ausstellen.

Beide Produkte werden nicht nur bei Haarausfall, sondern auch bei einer Prostatavergrößerung eingesetzt. In Deutschland ist “Dutasterid” aber weniger üblich.

Kurz zur Wirkungsweise:

Die Hauptursache eines erblich bedingten Haarausfalls liegt meist am Testosteron. Es wird im Körper mithilfe des 5α-Reduktase Enzyms zu Dihydrotestosteron (DHT) umgewandelt.

Das Problem? Bei einem erblich bedingtem Haarausfall reagieren die Haarwurzeln empfindlich auf DHT und fallen daher früher aus. Die Folge ist ein immer kahler werdender Kopf.

Das Haarwachstumsmittel Finasterid hemmt das 5α-Reduktase Enzym. Es kann dadurch die Wachstumsphase der Haare verlängern und den Haarausfall verlangsamen. Studien bestätigen die Wirkung. [1]

Dass Finasterid und Dutasterid zu Erektionsproblemen führen können, ist seit langem bekannt.

Die ersten Beschwerden wurde im Jahre 1992 festgestellt und damals nicht mit den Haarausfallmitteln in Verbindung gebracht.

Erst als es im Jahre 1997 auch bei jüngeren Männern zur Impotenz kam, wurde das Medikament dahingehend tiefer untersucht.

Mittlerweile sind diese Nebenwirkungen sogar auf der Packungsbeilage aufgelistet:

In einer Metastudie, also einer Untersuchung verschiedener Studien, wurde die Wahrscheinlichkeit der einzelnen Nebenwirkungen untersucht. Hier das Ergebnis:

Statistik zu Potenzstörungen von Haarwuchsmitteln

Dieses Bild darf verwendet werden mit Namensnennung: “Potenz-Tipps.de” + Link zu diesem Artikel. [2

Demnach führt das Mittel gegen Haarausfall bei rund 10% der Anwender zur Impotenz.

Dennoch konnten einzelne Studien deutlich höhere Wahrscheinlichkeiten feststellen. In einer Studie an 71 Männern über einen Zeitraum von 3 Monaten kam es zu folgendem Ergebnis:

  • 94% Libidoverlust
  • 92% Erektile Dysfunktion
  • 68% Ejakulationsstörungen [3]

In einer weiteren Studie an 480 Männern wurde zudem festgestellt, dass durch die Einnahme das Testosteron gesenkt wurde. [4] Eine weitere Untersuchung bestätigt das. [5]

Hier schließt sich der Kreis: Denn Erektionsstörungen und der Verlust der Libido sind zwei von insgesamt 19 Anzeichen eines Testosteronmangels.

Die mit Abstand umfangreichste Studie wurde jedoch im Jahr 2017 durchgeführt. Hierzu wurden 11.909 Männer zwischen 16-42 Jahren untersucht, die täglich 1,25 mg Finasterid zu sich nahmen.

Das Ergebnis?

  • 530 von 11.909 Männern (4,5%) entwickelten eine erektile Dysfunktion.
  • Bei 167 Männern (1,4%) hielten die Potenzprobleme länger als 90 Tage nach dem Absetzen des Medikaments an. Die Impotenz wurde hier dauerhaft.
  • Bei den 167 Männern dauerte es zwischen 631-2.320 Tage, bis die Erektionsstörungen verschwunden waren. [6]

Auf Deutsch: Finasterid kann bis zu 6,3 Jahre NACH dem Absetzen eine Impotenz auslösen.

Es wurden allerdings noch zwei weitere Dinge in dieser Untersuchung festgestellt:

  • Die Höhe der Dosierung spielt eine untergeordnete Rolle
  • Der Zeitraum der Einnahme ist entscheidend

Wurde das Medikament für länger als 205 Tage eingenommen, dann war das Risiko einer Impotenz um 490% erhöht.

Damit hat das Haarwachstumsmittel ein höheres Risiko Potenzstörungen auszulösen als die gängigsten Ursachen einer Erektionsstörung:

  • Übergewicht
  • Alter
  • Diabetes
  • Alkohol
  • Drogen
Impotenz durch Haarwuchsmittel im Vergleich

Dieses Bild darf verwendet werden mit Namensnennung: “Potenz-Tipps.de” + Link zu diesem Artikel. [7]

Bei Dutasterid soll die Auswirkung auf die Potenz übrigens noch höher sein. [8]

Die Symptome der Mittel gegen Haarausfall sind so üblich, dass sich bereits der Begriff “Post-Finasterid-Syndrom” etabliert hat.

Nicht nur einige Deutsche Benutzer haben den Pharmahersteller aufgrund der mehrjährigen Auswirkung bereits verklagt, sondern auch mehr als 1.400 Nutzer aus den USA sind derzeit noch vor Gericht.

ZUSAMMENFASSUNG:

Die Haarwuchsmittel Finasterid und Dustaterid erhöhen das Risiko einer Impotenz um das 5-fache. Sie können die Potenz daher stärker beeinflussen als alle anderen gewöhnlichen Ursachen von Erektionsproblemen.

Regaine & Impotenz

Regaine ist ein Mittel, dass es als Shampoo, Lösung und auch Schaum zu kaufen gibt. Der enthaltene Wirkstoff ist hier Minoxidil, welcher rezeptfrei erhältlich ist.

Minoxidil ist ein Mittel gegen Bluthochdruck, bei dem zufälligerweise auch eine positive Auswirkung auf das Haarwachstum festgestellt wurde.

Im Gegensatz zu Finasterid wird Minoxidil nicht geschluckt, sondern auf die Haut aufgetragen. Hier sind die üblichsten Nebenwirkungen Rötungen und eine trockene Haut.

Was viele nicht wissen: Auch Mittel, die auf die Haut aufgetragen werden, können im Blut landen!

Lange Zeit wurde kein Zusammenhang zwischen Minoxidil und einer Impotenz vermutet. Eine aktuelle Studie brachte Licht ins Dunkel.

In Untersuchung in Indien mit Minoxidil 5% kam es zu unerklärlichen Erektionsstörungen sowie einem Verlust der sexuellen Lust.

Die Studienlage hierzu ist jedoch sehr dünn. Dennoch wurde in Online Foren häufig von einem Libidoverlust und von Impotenz berichtet. Ob diese tatsächlich auf das Haarwuchsmittel zurückzuführen sind, ist unklar.

Minoxidil kann imporent machen

Wichtig: Sollte Regaine bzw. Minoxidil verwendet werden und es zu einer erektilen Dysfunktion kommen, dann solltest du vor der Einnahme von Viagra dringend den Arzt konsultieren.

PDE-5-Hemmer wie beispielsweise Viagra oder Cialis senken ebenfalls den Blutdruck. Der Effekt kann sich daher gegenseitig verstärken und zu einem lebensgefährlichen Blutunterdruck führen.

ZUSAMMENFASSUNG:

Die Verwendung von Regaine mit dem Wirkstoff Minoxidil könnte zur Impotenz führen. Umfangreichere Studien stehen hierzu noch aus.

>> 19 Ursachen von Erektionsstörungen

Ist die Impotenz reversibel?

Die gute Nachricht vorweg: Eine durch Haarwuchsmittel ausgelöste Impotenz ist komplett reversibel. [9]

Nun zur schlechten Nachricht: Die Erektionsstörungen können bis zu mehrere Jahre nach dem Absetzen der Haarwuchsmittel noch bestehen bleiben.

Der Grund? Genauso wie die Antibabypille bei der Frau greift auch Finasterid in den Hormonhaushalt ein. Und die Regulierung der Hormone dauert bekanntlich sehr lange.

Aber wie lange dauert es?

  • In einer Studie an fast 12.000 Männern dauerte es durchschnittlich 1348 Tage (3,7 Jahre) bis die Impotenz vollends überwunden war. [10]
  • In einer weiteren Studie an Männern dauerte es durchschnittlich 40 Monate (3,3 Jahre).
Impotenz durch Haarwuchsmittel ist heilbar

Bei vielen waren die Erektionsstörungen allerdings deutlich schneller verschwunden. Lass dich dadurch also nicht entmutigen!

Kannst du die Heilung beschleunigen?

Ja, indem du einen gesunden Lifestyle pflegst. Hier helfen die 3A’s:

  • Ausgewogene Ernährung
  • Ausreichend und guter Schlaf
  • Alle 2-3 Tage Sport

ZUSAMMENFASSUNG:

Eine Impotenz durch Haarausfallmittel ist heilbar. Es kann jedoch mehrere Monate oder gar Jahre dauern, bis der Ausgangszustand wieder erreicht wird. Ein gesunder Lifestyle kann den Prozess beschleunigen.

Zusammenfassung

Finasterid und Dutasterid sind die am häufigsten verschriebenen Medikamente gegen Haarausfall. In Studien konnte nachgewiesen werden, dass sie das Risiko einer Impotenz verfünffachen.

Zudem sollen sie auch einen Libidoverlust und Ejakulationsprobleme verursachen können sowie den Testosteronspiegel senken. Zahlreiche Studien bestätigen diese Nebenwirkungen.

Haarwuchsmittel auf der Basis von Minoxidil (z.B. Regaine) stehen derzeit ebenfalls im Verdacht, die Potenz beeinflussen zu können. Die Studienlage ist hierzu allerdings bisher noch unzureichend.

Erektionsstörungen durch die Verwendung der Haarwuchsmittel können rückgängig gemacht werden. Jedoch kann es bis zu mehrere Jahre dauern bis die Erektionsfähigkeit wiederhergestellt ist.

Vor dem Gebrauch dieser Mittel sollte daher genau abgewogen werden, ob einem das Verlangsamen des Haarausfalls wichtiger ist, als potenzielle Erektionsstörungen in Kombination mit dem Verlust der Libido.

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▶ Alle 9 nachgewiesenen Wirkungen von Potenz-Pilzen

*Preis inkl. MwSt. und ggf. zzgl. Versandkosten. Zuletzt aktualisiert am 25.04.2024. Es handelt sich um einen Affiliate-Link, das heißt wenn du diesem Link folgst und etwas bei Amazon kaufst, bekommen wir eine Provision.

Über den Autor

Hi, ich bin Chris. Ich habe meinen Master in Ernährungswissenschaften gemacht. Mit Mitte 20 hatte ich für ganze 2 Jahre mit Potenzproblemen zu kämpfen... bis ich nach unzähligen Arztbesuchen und Selbstexperimenten endlich herausfand, was wirklich hilft. Hier teile ich alles, was ich gelernt habe.

Über den medizinischen Prüfer

Medizinischer Prüfer

Dr. med. Alexander Weisz ist ein Arzt in Ruhestand aus dem Raum Ulm. Durch seine über 35 Jahre Erfahrung als niedergelassener Arzt mit eigener Praxis verfügt Dr. med. Weisz über fundiertes Wissen rund um die Allgemeinmedizin, Biochemie und Medikations-Therapie-Management. Er prüft ehrenamtlich alle Inhalte, die von Chris Corsen übergeben werden auf ihre medizinische Korrektheit und Aktualität.

Chris Corsen von Potenz-Tipps.de hat 5,00 von 5 Sternen 7 Bewertungen auf ProvenExpert.com