Welcher Arzt ist bei Erektionsstörungen der richtige? Urologe oder Hausarzt? Oder doch der Androloge? Und brauchst du eine Überweisung?
Hier lernst du kurz und knapp welchen Arzt du aufsuchen solltest, was zu beachten ist und wie eine normale Untersuchung bei Erektionsproblemen abläuft (aus eigener Erfahrung).
Los geht's!
Urologe oder Hausarzt?
Lass uns die Unterschiede gemeinsam anschauen:
Hausarzt ist der umgangssprachliche Begriff für einen Allgemeinmediziner. Er ist die erste Anlaufstelle für Krankheiten und gesundheitliche Fragen aller Art (z.B. Husten, Fieber).
Im besten Fall kennt er dich bereits seit geraumer Zeit und kennt deinen Krankheitsverlauf oder Beschwerden.
Darüber hinaus ist der Hausarzt der Koordinator aller Fachärzte (z.B. Urologe). Sollte er feststellen, dass eine spezifische Krankheit zugrunde liegt, dann “überweist” er dich an einen Facharzt.
Beispiele:
- Solltest du ein Stechen im Herzen spüren, dann wird er dich zu einem Kardiologen überweisen
- Solltest du Probleme mit Erektionsstörungen haben, dann überweist er dich zum Urologen
Die “Überweisung” erfolgt durch eine Gesundheitskarte. Sie funktioniert wie eine Eintrittskarte ins Kino. Du bist damit also berechtigt die Leistungen des entsprechenden Facharztes in Anspruch zu nehmen.
Solltest du also direkt zum Andrologen gehen?
Nein. Denn der Urologe ist der Koordinator, wenn es um die Behandlung von Erektionsstörungen geht.
Er ist dafür da, die Ursache herauszufinden. Er wird deshalb nicht nur deinen Penis untersuchen, sondern auch den Bauch abtasten und dir allgemeinere Fragen stellen.
Beispiele:
- Sollten die Nerven nicht richtig funktionieren, um eine Erektion einzuleiten, überweist er dich zum Neurologen
- Sollte er herausfinden, dass die Psyche bei dir die Hauptursache ist, so wird er dich an einen Psychotherapeuten weiterleiten
Andrologen sind in Deutschland zudem recht selten. Solltest du also außerhalb einer Großstadt leben, übernehmen meist Urologen die Aufgaben eines Andrologen.
Wann solltest du zum Arzt gehen?
Das wird dann empfohlen, wenn die Erektionsstörungen nicht einmalig, sondern regelmäßiger Natur sind.
Wichtig: Der Penis ist oftmals ein Frühwarnsystem für andere Krankheiten (z.B. bis zu Herzinfarkt oder Schlaganfall). Gehe deshalb lieber zu früh als zu spät zum Arzt.
ZUSAMMENFASSUNG:
Bei Erektionsstörungen solltest du direkt zum Urologen gehen. Eine Überweisung vom Hausarzt ist nicht notwendig.
Einmalige Erektionsprobleme sind in der Regel kein Grund zur Sorge. Bei regelmäßigen Problemen solltest du allerdings sofort einen Arzt aufsuchen.
Wie ist der Ablauf und was gibt es zu beachten?
#1 Finde den passenden Arzt
Zunächst solltest du den passenden Arzt finden. Hier hilft Google. Achte besonders auf gute Rezensionen. Solltest du dich unwohl fühlen oder Zweifel an der Kompetenz einer bestimmten Person haben, rate ich dir den Arzt zu wechseln. Ernsthaft.
Als ich vor einigen Jahren mit Erektionsstörungen zu kämpfen hatte, habe ich meinen Urologen ganze drei Mal gewechselt bis ich den richtigen gefunden hatte.
Alle anderen haben mir das Gefühl gegeben, dass sie mir nur Viagra verkaufen wollen, ohne an der Wurzel des Problems zu arbeiten.
#2 Mache einen Termin aus
Per Telefon ist hier am besten. Hier zwei Fragen, die sich bei mir in der Praxis beim Urologen bewährt haben:
- “Wann ist der frühestmögliche Termin für etwas, das wirklich dringend ist?”
- “Um welche Uhrzeit ist die Wartezeit tendenziell am geringsten?”
Die zweite Frage ist bei mir heute zum Standard geworden, nachdem ich einmal einen Termin zur Öffnung der Praxis um 7:30 Uhr bekam und dann bis 11 Uhr warten musste.
#3 Bereite dich auf den Arztbesuch vor
Keine Sorge. Kein Arzt erwartet einen Vortrag von dir über deine Erektionsstörungen. Und dennoch hilft es, alles, was du für wichtig hältst, auf einem “Spickzettel” mit in die Untersuchung zu nehmen.
Ich hatte damals 2 vollgeschriebene DIN A4 Blätter, die sich der Urologe sogar eingescannt hat. Außerdem empfehle ich ein gutes Buch. Die Wartezeiten sind teilweise wirklich lange.
Die eigentliche Untersuchung ist in vier Teile aufgeteilt:
#4 Untersuchung Part 1 – Krankheitsgeschichte
Zunächst einmal wird dir dein Arzt mehrere Fragen zu deinen Erektionsstörungen stellen, auch Anamnese genannt. Fragen wie:
- Seit wann hast du das Problem?
- Wie äußern sich deine Erektionsprobleme?
- Wie stark sind sie?
- Ist Sex noch möglich?
Keine Sorge. Urologen stellen diese Fragen mehrere hundertmal pro Tag. Sie sind in der Regel sehr verständnisvoll und nehmen diese Probleme absolut ernst.
#5 Untersuchung Part 2 – Ursachenforschung
Im nächsten Schritt wird er eine Reihe an Fragen zu dir und deinem Lifestyle stellen. Dazu gehören Themen wie:
- Vorerkrankungen
- Medikamente
- Alkohol und Drogen
- Stress
- Sport bzw. Fahrradfahren
- Schlaf
- Beziehung
- Allgemeines Wohlbefinden
- Sexuelle Lust (“Libido”)
Zudem wird er dir tiefere Fragen zu deinem Penis stellen:
- Bekommst du noch morgendliche Erektionen?
- Hast du eine ungewöhnliche Krümmung deines Penis festgestellt?
- Hast du Schmerzen im Penis?
#6 Untersuchung Part 3 – Körperliche Untersuchung
Hierzu wird er dich bitten auf der Liege Platz zu nehmen und deine Hose auszuziehen.
Keine Sorge. Zu diesem Zeitpunkt hast du in der Regel bereits ein gutes Vertrauensverhältnis zu deinem Arzt aufgebaut. Überhaupt nicht tragisch.
Er wird sich in der Zwischenzeit Gummihandschuhe anziehen. Mit denen tastet er zunächst deinen Bauch, dann die Leistengegend und zum Schluss den Penis und die Hoden ab.
Hier sucht er nach Auffälligkeiten wie beispielsweise Schwellungen, Geschwüre aber auch Rötungen und Krampfadern.
Um die Gesundheit der Prostata ermitteln zu können, kann es sein, dass er diese ebenfalls abtasten will. Das ist der Part vor dem die meisten Männer – völlig unbegründet – Angst haben.
Ja, er wird dazu einen Finger in deinen Anus einführen. Aber nein, es tut nicht weh. In der Regel dauert es sogar kürzer als 30 Sekunden. Das ist wirklich keine große Sache.
Oftmals führt er zusätzlich einen Ultraschall durch, um die Gefäße näher anschauen zu können.
Zudem wird Blut abgenommen, um hormonelle Ursachen wie beispielsweise Testosteronmangel ausschließen zu können. Es werden aber auch andere Werte getestet wie z.B. Prolaktin-Level, Leberwerte, Nierenwerte, etc.
Urinproben sowie die Messung deines Blutdrucks, Puls und Gewichts sind ebenfalls möglich. Das kommt auf den Arzt an.
#7 Untersuchung Part 4 – Weitere Planung
Zum Schluss wird er mit dir einen zweiten Termin ausmachen (Check-up), um die Laborwerte der Blutuntersuchung in Ruhe zu besprechen.
Außerdem erhältst du in aller Regel ein Rezept für einen PDE-5-Hemmer, auch als “Viagra” bekannt. Es muss aber nicht die Marke Viagra sein, sondern kann auch beispielsweise “Cialis” oder “Sildaristo” heißen.
Er wird dir außerdem erklären wie du es einnimmst und wann es wirkt.
Ich persönlich habe eine Urologische Praxis nicht einziges Mal ohne ein Rezept für Viagra verlassen, als ich mit Erektionsstörungen zu kämpfen hatte.
Selbst dann nicht, als ich dem Arzt von Anfang an direkt ins Gesicht gesagt habe, dass mir wichtig ist die Ursache zu finden, anstatt die Symptome mit irgendwelchen Pillen zu überdecken.
ZUSAMMENFASSUNG:
Der Ablauf einer ärztlichen Untersuchung ist in sieben Schritte gegliedert.
Zunächst wird versucht die dahinterliegende Ursache ausfindig zu machen. Das bestimmt die anschließende Behandlung.